Weit mehr als 28 Millionen Fans besuchten in der Saison 2023/2024 die Stadien. Für den aktuellen ZIS-Jahresbericht wertete die beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste des Landes Nordrhein-Westfalen (LZPD NRW) ansässige Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) 1.150 Spiele an den Standorten der Mannschaften der ersten drei Spielklassen sowie weitere 1.531 Ligaspiele der fünf Regionalligen aus. Die Saison 2023/2024 ist die zweite Spielzeit in Folge, in der es keine pandemiebedingten Einschränkungen mehr gab, daher ist nunmehr wieder eine vergleichende Betrachtung mit der Vorsaison möglich.
Die Zuschauerzahlen steigen erneut
Das Interesse, Fußball im Stadion zu schauen, ist bei den Fans weiterhin groß. Im Vergleich zur Vorsaison stiegen die Zuschauerzahlen um gut acht Prozent auf ca. 28,65 Millionen.
Die Arbeitsbelastung der Polizeien der Länder und des Bundes zur unmittelbaren Einsatzbewältigung ist ebenfalls gestiegen. Diese lag anlässlich von Fußballspielen im Berichtszeitraum bei 2.448.221 Stunden. Hierbei handelt es sich um eine Steigerung von ca. 1,2 % trotz einer geringeren Anzahl von Spielbegegnungen (minus 4,4 %).
In den Anhängerschaften der insgesamt 54 Vereine der ersten drei Ligen ist nach An-gaben der Polizeibehörden die Anzahl der Personen, die zur Gewalt neigen oder diese sogar aktiv suchen, konstant geblieben und liegt bei ca. 13.800 Personen.
Negative Tendenzen feststellbar
In der Saison 2023/2024 wurden während des Ligaspielbetriebs der ersten drei Ligen 1.338 Personen (2022/2023: 1.176, plus 13,8 %) verletzt, darunter 306 Polizeibeamtinnen und -beamte (Vorjahr: 220). 160 Ordnungskräfte haben im Rahmen ihrer Tätigkeit gesundheitliche Beeinträchtigungen erfahren, ihre Zahl hat sich damit fast verdoppelt (Vorjahr: 81). Einzig die Anzahl verletzter Unbeteiligter ist marginal rückläufig (617; Vorjahr 625; minus 1,3 %).
Im Rahmen aller erfassten Spielbegegnungen an den Standorten der ersten drei Spielklassen mussten die Polizeibehörden in der vergangenen Saison 7.351 (Vorjahr: 6.549, plus: 12,2 %) Strafverfahren zu anlasstypischen Delikten wie Körperverletzung, Widerstand, Landfriedensbruch oder Sachbeschädigung einleiten und führten u. a. mehr als 6.500 freiheitsentziehende bzw. -beschränkende Maßnahmen durch. Dabei kommt es fortwährend zu Gewalttaten mit einem gruppendynamischen Hintergrund.
„Wenn wir uns alle Kennzahlen anschauen, sind wir überall im roten Bereich. Das bedeutet, dass sich die Sicherheitslage im Vergleich zur Vorsaison nicht entspannt, sondern verschlechtert hat“, so Polizeidirektor Oliver Strudthoff, Leiter der ZIS.
Mehr Missbrauch von Pyrotechnik, mehr Stadionverbote wünschenswert
Der Missbrauch von Pyrotechnik nimmt in den ersten drei Spielklassen - trotz anhaltend hoher Gesundheitsgefahren - weiter zu. Die Polizei verzeichnete alleine 2.766 als Ordnungswidrigkeit sowie weitere 721 als Straftat erfasste Verstöße (plus 7,4 %).
Im Berichtszeitraum wurden nach Mitteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) 370 bundesweit wirksame Stadionverbote gegen Anhänger der Vereine der ersten drei Ligen ausgesprochen. Im August 2024 waren somit insgesamt fast 600 bundesweit wirksame Stadionverbote in Kraft. Dies entspricht einem Zuwachs von rund 76 Prozent. „Dass mehr Stadionverbote ausgesprochen werden, halten wir zwar für eine positive Entwicklung. Im Hinblick auf die steigende Anzahl der Gewalttaten sollte aus unserer Sicht jedoch noch deutlich häufiger davon Gebrauch gemacht werden, um gewaltbereite Anhänger aus den Stadien fernzuhalten“, stellt der Leiter der ZIS fest.
Detaillierte Informationen und weiteres Zahlenmaterial entnehmen Sie bitte dem aktuellen ZIS-Jahresbericht.
Zum Hintergrund:
Die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) hat ihren Sitz beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste Nordrhein-Westfalen (LZPD NRW). Der vorliegende ZIS-Jahresbericht Fußball ist eine Dokumentation, in der die ZIS in Zusammenarbeit mit den Landesinformationsstellen Sporteinsätze, der Informationsstelle Sport des Bundespolizeipräsidiums sowie den Polizeibehörden und Netzwerkpartnern mit den ihr zur Verfügung gestellten Daten und Erkenntnissen die gegenwärtige Lage in und um die Fußballstadien in Deutschland im jährlichen Turnus darstellt. Ziel des Jahresberichtes ist es, Polizeibehörden, Netzwerkpartnern und der Öffentlichkeit mit statistischen Daten aus der vergangenen Spielzeit eine objektivierte Grundlage für das Erkennen von Tendenzen und Entwicklungen im Bereich Fußball und Gewalt bereitzustellen. Den Sicherheitspartnern dient er darüber hinaus zur Fortentwicklung ihrer Strategien.